In diesem Blogartikel teile ich mit Dir eins meiner Gespräche mit meinem inneren Kind. Es soll Dir dabei helfen, wie ein Dialog mit Deinem inneren Kind aussehen kann, damit Du es Stück für Stück heilen kannst. ♥
Ich: „Hallo meine Kleine.“
Mein inneres Kind: „Hallo.“ Ganz zaghaft, traurig und verängstigt sieht die Kleine von unten zu mir hoch.
Ich: „Magst Du mir erzählen, was Du hast?“ Frage ich ganz vorsichtig und liebevoll.
Mein inneres Kind: „Angst…und ich bin traurig.“ Tränen erfüllen ihre Wangen.
Ich: „Es tut mir sehr leid meine Kleine, dass Du solch eine Angst, Traurigkeit und Kummer in Dir hast. Kannst Du mir sagen wie sich die Gefühle in Deinem Körper äußern? Wo genau sitzt denn die Angst und die Traurigkeit?“
Mein inneres Kind: „Die Angst macht mir Bauchweh und die Traurigkeit sitzt im Hals.“
Ich: „Ohje mein armer Schatz. Das ist richtig unangenehm, hab ich recht?“
Die kleine nickt.
Ich: „Kannst Du mir auch sagen was Dich so traurig und so ängstlich macht?“
Mein inneres Kind: „Meine Mama ist weg. Ich hab so Angst das sie nie wieder kommt. Die ist so lange schon im Krankenhaus und keiner sagt mir genau was sie hat und ob sie wieder gesund wird. Ich will nicht ohne die Mama sein. Ich hab niemanden mit dem ich reden kann. Ich muss in die Schule gehen und so tun als ob nix wär. Ich denke mit mir stimmt was nicht, weil ich die einzige bin die so viel weint. Die anderen sehe ich nie weinen, die sind viel stärker!“
Die Kleine weint ganz bitterlich. Ich nehme sie in den Arm.
Ich: „Weißt Du mein Schatz, es wirkt zwar so, als wären die Menschen die nicht weinen stärker, als die, die sich eingestehen das es ihnen nicht gut geht, aber in Wahrheit ist es andersrum. Du bist so stark, auf Dir lastet mit Deinen 9 Jahren schon so viel. Weißt Du, dem Papa fehlt die Mama auch ehr. Deiner Großtante und Großonkel, Deiner Oma und Tante auch. Sie haben nur absolut keinen Zugang zu sich, deswegen sind sie gar nicht in der Lage zu weinen und das ist noch viel schlimmer als weinen und traurig sein.“
Mein inneres Kind: Aber ich bin schon so lange so traurig, wann hört das auf und wann kommt meine Mama wieder? Niemand antwortet mir auf die Fragen, die behandeln mich wie Luft, als wäre ich nur eine Last für die, die spinnen doch! Ich bin so wütend auf alle! Ich bin so wütend das alles alleine mit mir ausmachen zu müssen und das die mich immer überfordern!“
Ich: „Das tut mir so leid zu hören. Aber, es ist nichts falsch an Dir mein Schatz. Ich weiß, die Familie in der Du geboren wurdest, gibt Dir fast täglich das Gefühl Du weist nicht genug und Du müsstest hart sein, um durchs Leben zu kommen. Das war und ist ihre Wahrheit, Du musst nicht mit der gleichen Härte voran gehen wie sie. Und es ist auch normal, das Du Wut spürst. Wo Angst und Traurigkeit ist, ist Wut nie weit weg. Also, es ist alles richtig mit Dir, diese Gefühle sind völlig normal.“
Mein inneres Kind: „Aber ich darf sie nicht fühlen, ich darf mich nicht ausdrücken. Sobald ich anfange zu weinen, oder zu langsam bin, oder irgendwas anderes mache was denen nicht passt, bekomm ich sofort Schläge oder werde ganz blöd angebrüllt. Dann hab ich gleichzeitig die Angst, das die mich Kaput hauen und Wut das die so zu mir sind das hab ich nicht verdient! Der blöde Papa ich hab so eine Angst vor dem, der hat sich nicht unter Kontrolle, der schlägt und brüllt einfach darauf los, genau wie Opa, Oma und Onkel Wolfgang, alles das selbe! Ich will zu Mama!“
Mein inneres Kind weint sehr stark.
Ich: „Ich weiß mein Schatz, ich weiß. Es tut mir so leid das Du über Jahre gefangen warst in so einer ernsten, strengen und kalten Familie. Du musstest leider so früh alles kindliche Ablegen und zu früh erwachsen werden und einfach funktionieren. Sie haben Dir stellenweise Aufgaben gegeben die Du gar nicht bewältigen konntest. Du musstest Dinge unter Zwang aufessen, die Du nicht essen wolltest, Du musstest die Schulaufgaben schnell erledigen und wenn Du zu langsam warst und was nicht verstanden hast, gabs sofort Schläge und Schreierei. Du wurdest immer wieder aus Deinen Träumereien gerissen, mit denen Du Dich am Überleben gehalten hast. Denn das Träumen von einer anderen Welt, in einem anderen Leben in Freiheit und mit liebevolleren Menschen, hat Dir wenigstens ein bisschen helfen können. Doch wolltest Du träumen, und bist mal wieder gedanklich abgedriftet, wolltest in einem Buch versinken oder früh schlafen gehen, wurdest Du gezwungen, das zu tun, was andere in Deinem alter tun. Toben und rausgehen, oder der Familie im Haus helfen. Beides Dinge die Du nur selten gern gemacht hast. Es wurde so viel von Dir abverlangt. Es tut mir so Leid. Vielleicht fühlst Du Dich gerade von mir wenigstens ein bisschen verstanden?“
Mein inneres Kind: „…Ja…schon.“
Ich: „Aber?“
Mein inneres Kind: „Aber Du bist oft genauso wie sie! Ich bin ein Teil von Dir und muss alles ertragen was Du tust und Du überforderst mich genauso wie meine Familie!“
Ich: „Ich weiß, das hab ich auch schon erkannt. Und ich kann nur nochmal sagen wie sehr mir das Leid tut. Ich/ wir haben genau diese Wahrheit von der ich eben gesprochen habe für uns stellenweise übernommen. Ich glaube an manchen Tagen Dinge tun zu müssen, ohne Rücksicht darauf, wie es Dir eigentlich damit geht. Ich überfordere mich mit Arbeit, mit Sauber machen, mit zusätzlichen Dingen und kenne an manchen Tagen kein Stopp, es ist wie ein Rausch. Wie, wenn Du mit Playmobil spielst und in Deiner Welt bist und da einfach nicht raus willst und aufhören willst. Nur das die Arbeit die ich tue, oft wenig mit Spiel und Spaß zu tun hat, weshalb und dann unser Körper immer wieder ausknockt und uns darauf hinweist, das es jetzt mal wieder zu viel war. Es schmerzt mich sehr, von Dir zu hören das ich manchmal auch nicht besser als Mama und Papa oder der Rest der Familie bin. Das ist das letzte was ich Dir antun will und ich Kämpfe so sehr dagegen an, nicht die gleiche Härte und Strenge und den verbissenen Kampf der Arbeit zu leben und scheitere. Ja, meine Kleine ich scheitere, obwohl mein Kopf voll ist mit Wissen darüber, wie ich liebevoller und achtsamer mit mir umgehen kann. Unsere Familienmuster sind so unglaublich stark und ziehen auch mich immer wieder wie eine unsichtbare Kraft zu sich zurück. Ich bin auf dem Weg. Auf dem Weg zur Heilung und da ist es völlig normal manchmal noch von den Wunden der Kindheit überrollt zu werden. Obwohl wir schon so viel Zeit miteinander verbracht haben Du und Ich, obwohl wir uns schon wie gerade jetzt in Meditation, in Selbstgesprächen und beim Schreiben näher gekommen sind, ist es eben trotzdem manchmal noch so.
Deine Traurigkeit, Deine Angst und Wut lähmt mich gerade mal wieder so sehr, das ich zu nichts in der Lage bin. Und ich bin auch sauer auf mich selbst, das ich es mal wieder nicht geschafft habe, entspannter und liebevoller zu Dir und mit mir zu sein. Eltern machen Fehler, so ist das nun mal und ich bitte dich hiermit meine Kleine, mir zu vergeben dafür, dass ich wieder in dieses Muster der Selbstüberforderung gerutscht bin. Es tut mir Leid. Bitte vergib mir. Ich Liebe Dich. Danke.
Pause.
Ich: „Ich bin heute auch hierher gekommen um Dir zu sagen, das es nun endlich sicher ist Du zu sein. Ich weiß Du hast es anders gelernt, bzw. haben die Menschen um Dich herum Dir das Gefühl gegeben, das es nicht sicher sei Du zu sein. Denn, Du selbst zu sein bedeutete Gefühle zu zeigen, Schwäche und Tränen. Aus diesem Grund wollten sie wohl einen Jungen, weil sie dem in einer Tour hätten sagen können: „Komm Du bist doch kein Mädchen, ein deutscher Junge weint nicht!“
Und genau aus diesem Grund musste ich ein Mädchen werden, um es ihnen zu zeigen. Und da ihnen das so eine Angst gemacht hat, weil sie durch Dich dann an ihre eigene Traurigkeit geführt wurden, haben sie Dich oft abgelehnt und unterdrückt, so wie sie sich selbst abgelehnt haben. Es hatte nie etwas mit Dir zu tun. Immer nur mit ihren eigenen Verletzungen. Und ich erlaube Dir heute, vollkommen Du zu sein, mit all Deiner Art und ich sage Dir, Du hast die Härte und die Strenge und das Ernste nicht nötig. Du darfst voller Stolz sagen „Ich bin weich und liebevoll. Ich traue mich mein Herz wieder zu öffnen!“ Denn es ist genau das, was uns stark sein lässt, den Mut zu finden, unser Herz weit zu öffnen und nicht wie sie es getan haben, es zu verschließen und wegzusperren und alles was mit Gefühlen zu tun hat zu unterbinden und zu unterdrücken. Und jetzt sage ich Dir das, was Dein Klassenlehrer Lothar Hammes in Dein Poesie Album Ende der 90-er schrieb: „Spring mit beiden Beinen ins Leben, denn dem Mutigen gehört die Welt.“ Und meine Kleine genau so ist es. Du bist sowas von mutig, auch wenn Du Dich ganz oft nicht so fühlst. Du bist wunderschön und klug. Zauberhaft und wundervoll, stark und voller Kreativität. Du bist einfach wunderbar, und nochmal, ab jetzt ist es sicher, Du zu sein. Weil Du bei mir alles sein darfst. Du darfst Dich frei entfalten und die Überzeugungen über Board werfen, die Dich in dem Glauben ließen, Du müsstest viel Leisten um geliebt zu werden. Du warst immer genug Du bist genug und Du wirst es immer sein. Du wirst so sehr geliebt. Von mir und so vielen anderen, auch wenn sie es nicht zeigen können. Es ist alles gut. Mach langsam. Sei lieb zu Dir und geduldig mit Dir. Alles kommt zu seiner Zeit und Du brauchst Dir überhaupt keine Gedanken darüber zu machen, wer was von Dir denkt. Leb Dein Leben nach Deiner Stimmigkeit, was sich für Dich richtig anfühlt. Geh mit einem mutigen Herzen und einer großen Portion Urvertrauen voran, denn das Leben, Gott selbst, sind immer für Dich da. Sie begleiten Dich auf jedem Schritt, sie stehen Dir bei, sie unterstützen und lieben Dich bedingungslos. Dessen kannst Du Dir absolut sicher sein. Es ist sicher Du zu sein. Mit Dir ist alles richtig. Du darfst aufatmen. Ich weiß. Es war alles sehr viel im letzten Jahr. Wir hatten so viele Höhen und Tiefen wie andere nicht in 10 Jahren. Geschweige denn, was Du bereits alles in Deiner Kindheit durchstehen musstest. Aber das alles nur, weil Du es schafft. Weil Du stark genug bist. Ich bewundere Dich und höre auf, Dich klein zu machen und über Deine Bedürfnisse hinweg zu gehen. Ich höre Dich. Ich sehe Dich. Ich fühle Dich. Ich liebe Dich. ♥